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Klare Kante: Vom Zauber der Spontandemonstrationen

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von Fred Kowasch

Sich irgendwo versammeln. Scheinbar zufällig nur. Ein Blick zur Seite. Wo sind sie, die Büttel des Staates? Dann wie auf ein lautloses Kommando loslaufen. Immer weiter. Sich nicht aufhalten lassen ....

Spontandemonstrationen sind etwas richtig geiles. Der Ursprung der Willensbildung auf der Strasse. Ein Akt der Rebellion, der Selbstermächtigung. Der klaren Sprache. Frei nach dem Motto: wir nehmen uns dass, was ihr uns verwehrt.

Die legendären Montagsdemonstrationen zu Leipzig - die die Diktatur attackierten - sie entstanden so. Aus ein paar Grüppchen von ein paar 'zufällig' Versammelten. Die sich trafen, um loszulaufen. Am 14. März 1988 war dies zum ersten Mal so. Um gegen die Verhaftungen von ein paar Freunden zu protestieren. Ich war damals mit dabei, hatte hinten auf meine schwarze Lederjacke den Schriftzug 'Es reicht!' geschrieben. Zwei Dutzend Umstehende zogen los, es schlossen sich ungefähr hundert andere an. Die Stasi war so verdutzt, dass sie überhaupt keinen Plan hatte. Später dann gab es diese Demos häufiger. In immer kürzeren Abständen. Aus Hundert Teilnehmern wurden Tausend, aus Fünf- dann Fünfundzwanzigtausend. Bis es schließlich Hunderttausende waren. Die um den Innenstadtring zogen. Die niemand mehr aufhalten konnte. Oder wollte ....

Nun wiederholt sich Geschichte in der Regel nicht. Und nicht alles, was man vergleichen kann, ist auch gleichzusetzen. Einigen Spontandemonstrationen für das Grundgesetz wirkt ein ähnlicher Antrieb inne. Den ich nur unterstützen kann. Sie halten die 'Verfassung' hoch und werden dafür abgeführt. Sollen sie doch den Alexanderplatz absperren, den Grossen Stern dazu. Den Reichstag und die Strasse 'Unter den Linden'. Sollen sich noch so viele Schergen auf einen Einzelnen stürzen. Omas den Arm verdrehen, dass Handgelenk fast brechen. Am Rande kläffende Schäferhunde an den Leinen ziehen. Die Wut wird bleiben, vielleicht noch wachsen. Aber immer einen Weg finden.


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