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Klare Kante: Wahlkampfhilfe für den Diktator

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Ein Kommentar von Fred Kowasch

Für meinen Präsidenten 201823.07.2018 - 11:12 Uhr (update mit DFB 15:20 Uhr)
An einem lauen Sonntag Abend im Juni - mitten in der Vorrundenphase der Fußball-WM - feierten Tausende in deutschen Städten den Wahlsieg des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan. 65 Prozent der hier zur Urne gegangenen Türkischstämmigen (50 Prozent von 1,4 Millionen) hatten für ihn gestimmt. Politiker sprachen von einem verheerenden Signal.

Nur drei Tage später flog die DFB-Elf aus der WM. Sie hatte gegen Südkorea verloren. Zum ersten Mal in der WM-Geschichte war sie in der Vorrunde gescheitert. Im Fokus vieler Medien: Mesut Özil.

Der Weltmeister von 2014 und 92facher Nationalspieler hatte vor dem Turnier mit mehreren Fotos für Aufsehen gesorgt. Diese Schnappschüsse mit einem Despoten - und dass noch in Wahlkampfzeiten - kamen nicht überall gut an.

Auch nicht beim Deutschen Fußball Bund. Anstatt aber auf einer klaren Erklärung Özils zu beharren - ihn notfalls auch konsequent aus der Nationalmannschaft zu werfen - begann mit diesem 14. Mai das Rumgeeiere der deutschen Fußballbosse.

Ein paar PR-Bilder auf der Couch, ein abgelichtetes Stelldichein mit dem Bundespräsidenten im gleißend grellen Morgenlicht. "Jetzt reichts dann auch", wie DFB-Teammanager Oliver Bierhoff deutschen Sportjournalisten gegenüber deutlich zu verstehen gab.

Es reichte dann doch nicht. Die Causa 'Özil/Erdogan' nahm während der der WM erst richtig an Fahrt auf. Logisch, dass sich unter diesen Vorzeichen nicht mehr unbeschwert Fußball spielen lässt.

Nun - mehr als zwei Monate nach den Fotos mit dem türkischen Diktator - eine Erklärung. Eine Erklärung, die nicht wirklich überzeugt. Kaum Selbstkritik. Dafür wird eifrig die 'Rassismuskeule' geschwungen. Wörtlich heißt es: "In den Augen von Grindel und seinen Unterstützern bin ich Deutscher, wenn wir gewinnen, aber ein Migrant, wenn wir verlieren".

Man kann Reinhard Grindel für vieles kritisieren. Der - bestens vernetzte CDU-Rechtsaussen - hat als Journalist und Bundestagspolitiker manch seltsame Rolle gespielt. Nur: in der Causa 'Özil/Erdogan' wirkte der DFB-Chef noch weitesgehend zahm. Manch anderer Boss großer Fußballnationen hätte da nicht so nachsichtig agiert. Fakt ist: der DFB hat die gesellschaftliche Sprengkraft dieses Tweets vollkommen unterschätzt. Von seiner - einst viel gelobten Integrationskampagne - bleibt nur noch ein Trümmerfeld. Auch wenn der DFB die Özil-Vorwürfe in einer Presseerklärung mittlerweile zurückweist.

 


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