von Fred Kowasch
28.06.2019
Es ist eine bemerkenswerte Aussage, mit der der neue Leiter des Bundesamtes für Verfassungsschutz Thomas Haldenwang das gestrige ZDF-Interview eröffnet. Auf die Frage, ob dass Erstarken des Rechtsextremismus mit Versäumnissen seiner Behörde zu tun habe, verweist er trocken auf den Herbst 2015 und seine Folgen. Kaum gesprochen, laufen auf gewissen Twitteraccounts die Nutzer 'heiss'.
Nun bewegen sich auf Twitter die meisten Nutzer - wie der verlinkte Tweet eindrücklich zeigt - in der Regel in einer Meinungsblase. Selten werden substanzielle Diskussionen geführt, wird sachlich miteinander gestritten. In der Regel ist zum Schluß einer beleidigt, wird der Disput abrupt abgebrochen. Twitter ist ein Seismograph, wie es gerade um die Debattenkultur im Land bestellt ist.
Fakt ist allerdings: Merkels planloses "Wir schaffen das" hat der AfD (und ihrem Umfeld) einen ungeahnten Höhenflug beschert. Lag die Partei Anfang September 2015 noch um die vier bis fünf Prozent, verdoppelte sich innerhalb weniger Wochen ihr Stimmenanteil. Und: wer über seine persönliche Blase hinaushören wollte - und sich nicht auf die faktisch gleichgeschalteten Massenmedien mit ihren Schlagzeilen von der "Willkommenskultur" als Informationsquelle verließ - konnte ahnen: das Erwachen wird bitter sein.
Der Mord an Walter Lübcke ist eine klare Kampfansage der rechtsextremen Szene. Bis hier hin und nicht weiter. Er mag womöglich von einem Einzeltäter verübt worden sein. Gleichwohl das Umfeld hörbar triumphiert. Auch die doch verhaltene öffentliche Trauer, das Schweigen vieler CDU-Funktionäre, spricht eine eigene, stille und ganz klare Sprache.
Man kann jetzt sicher wohlfeil auf die AfD zeigen. Ihre Vertreter bandmarken, sie von öffentlichen Diskussionen ausschließen, ihnen den Posten des Bundestagsvizepräsidenten erneut verwehren. Es wird nur nichts helfen. 5,8 Millionen Wähler (wie bei der letzten Bundestagswahl) verschwinden nicht einfach mal so über Nacht. Wenn man sie weiter in die Ecke stellt, braucht sich die Gesellschaft nicht zu wundern, wenn sie umso heftiger um sich schlagen.
28.06.2019
Es ist eine bemerkenswerte Aussage, mit der der neue Leiter des Bundesamtes für Verfassungsschutz Thomas Haldenwang das gestrige ZDF-Interview eröffnet. Auf die Frage, ob dass Erstarken des Rechtsextremismus mit Versäumnissen seiner Behörde zu tun habe, verweist er trocken auf den Herbst 2015 und seine Folgen. Kaum gesprochen, laufen auf gewissen Twitteraccounts die Nutzer 'heiss'.
Nun bewegen sich auf Twitter die meisten Nutzer - wie der verlinkte Tweet eindrücklich zeigt - in der Regel in einer Meinungsblase. Selten werden substanzielle Diskussionen geführt, wird sachlich miteinander gestritten. In der Regel ist zum Schluß einer beleidigt, wird der Disput abrupt abgebrochen. Twitter ist ein Seismograph, wie es gerade um die Debattenkultur im Land bestellt ist.
Fakt ist allerdings: Merkels planloses "Wir schaffen das" hat der AfD (und ihrem Umfeld) einen ungeahnten Höhenflug beschert. Lag die Partei Anfang September 2015 noch um die vier bis fünf Prozent, verdoppelte sich innerhalb weniger Wochen ihr Stimmenanteil. Und: wer über seine persönliche Blase hinaushören wollte - und sich nicht auf die faktisch gleichgeschalteten Massenmedien mit ihren Schlagzeilen von der "Willkommenskultur" als Informationsquelle verließ - konnte ahnen: das Erwachen wird bitter sein.
Der Mord an Walter Lübcke ist eine klare Kampfansage der rechtsextremen Szene. Bis hier hin und nicht weiter. Er mag womöglich von einem Einzeltäter verübt worden sein. Gleichwohl das Umfeld hörbar triumphiert. Auch die doch verhaltene öffentliche Trauer, das Schweigen vieler CDU-Funktionäre, spricht eine eigene, stille und ganz klare Sprache.
Man kann jetzt sicher wohlfeil auf die AfD zeigen. Ihre Vertreter bandmarken, sie von öffentlichen Diskussionen ausschließen, ihnen den Posten des Bundestagsvizepräsidenten erneut verwehren. Es wird nur nichts helfen. 5,8 Millionen Wähler (wie bei der letzten Bundestagswahl) verschwinden nicht einfach mal so über Nacht. Wenn man sie weiter in die Ecke stellt, braucht sich die Gesellschaft nicht zu wundern, wenn sie umso heftiger um sich schlagen.